Geschichte der Burg Nassau soll besser erfahrbar werden:
Büchlein und Ausstellung geplant

Rhein-Lahn-Zeitung, 1. Februar 2017:

Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz

Nassau. Die Stammburg Nassau-Oranien bleibt vielen Besuchern ein Buch mit sieben Siegeln. Kein Schild, kein Führer und kein Faltblatt weist auf die bis heute aktuelle Bedeutung des Adelshauses hin, das dort seit dem 12. Jahrhundert residierte. Das soll sich nun ändern. Das Land als Eigentümer der Burg und die G. und I. Leifheit-Stiftung als Hauptfinanzier geben einen handlichen Burgführer in Auftrag und wollen eine Dauerausstellung im Bergfried einrichten.

Einzigartig in der Region ist die Nassauer Burg, weil dorther mit Adolf von Nassau ein römisch-deutscher König entstammt, der von 1292 bis 1298 die Krone des Reichs trug. Der im Speyerer Dom begrabene Herrscher öffnete seinen Nachkommen sozusagen die Tür zum erlauchten Kreis des europäischen Hochadels. Bis heute, denn im Großherzogtum Luxemburg und im Königreich der Niederlande sind Sprösslinge des Hauses Nassau die gekrönten Häupter. Diese herausragende Bedeutung der Nassauer Burg will die Verwaltung Burgen, Schlösser, Altertümer in der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) nun deutlicher herausstellen.

Stadt stellt Vitrinen

Mit insgesamt 30.000 Euro trägt die G. und I. Leifheit-Stiftung in diesem und im kommenden Jahr zur Verwirklichung bei. „Wir können jetzt Dinge angehen, die gedanklich schon seit einigen Jahren vorbereitet sind“, sagt die Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer Angela Kaiser-Lahme. Ohne den Zuschuss hätte die Umsetzung wohl noch einige Jahre mehr gedauert, denn die GDKE kann pro Haushaltsjahr nur 4000 Euro beisteuern. Die klamme Stadt Nassau leistet ihren Beitrag durch die Bereitstellung von mehreren Vitrinen für die Ausstellung.

Zwei Elemente sollen schon recht bald den Gästen die Burg näher bringen. Im Herbst soll eine etwa 20 Seiten umfassende Publikation erscheinen. Als Autoren wurden Alexander Thon vom Lahnsteiner Altertumsverein und Udo Liessen beauftragt. Beide haben sich in der Burgenforschung bereits einen Namen gemacht. Thon veröffentlichte 2008 den Band „Burgen an der Lahn“, und Liessen war laut Kaiser-Lahme einer der ersten, die seit den 1970er-Jahren die Burgen der Region intensiv erforscht hat. „Dieser Kurzführer soll die Basis sein, um sich auf der Burg zu orientieren“, sagt sie. Ihr Zeitplan sieht vor, dass das Werk Anfang Oktober auf Burg Nassau und somit rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse vorgestellt wird. Somit stünde das Büchlein für die Saison 2018 zur Verfügung. Es soll für 5 Euro erhältlich sein und sowohl auf der Burg als auch unten in der Stadt verkauft werden. „Das ist ein Preis, den jeder gern bereit ist auszugeben“, schildert sie die Erfahrungen mit anderen Publikationen der Burgenverwaltung, die ebenfalls im Verlag Schnell und Steiner erschienen sind. Wie in den bereits bestehenden Bildheften über andere Burgen im Zuständigkeitsbereich der Denkmalverwaltung sollen Abbildungen dominieren. „Die kurzen Texte müssen aber Hand und Fuß haben“, so Kaiser-Lahme.

Ein König als Schwerpunkt

Zweites Element soll eine Ausstellung sein, die im Bergfried eingerichtet werden und im Frühsommer 2018 eröffnet werden soll. Der dafür vorgesehene Raum (nicht das Trauzimmer) soll bereits mit Licht und einem Hängesystem ausgestattet sein. Dort will man die Geschichte des Hauses Nassau-Oranien darstellen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf König Adolf von Nassau. Außerdem will man auf die Baugeschichte der Burg eingehen, die laut Thons Band „Burgen an der Lahn“ noch „völlig ungenügend“ erforscht ist. So will man den von Merian um 1650 festgehaltenen Zustand nach der letzten großen Ausbauphase vor dem Zerfall dem Zustand zur Zeit Adolfs von Nassau gegenüberstellen. Auf Basis aktueller Vermessungen soll dafür ein Grundriss angefertigt werden, der wiederum Grundlage für ein Modell werden soll. „Damit hätten wir eine Basis für eine gute Vermittlung“, sagt Kaiser-Lahme.

Bis zur Präsentation der Ausstellung ist noch einiges an Forschung zu leisten. Von der Burg existiert laut Kaiser-Lahme bislang nur ein Grundriss, der vor mehr als 100 Jahren eher aus der Hand gezeichnet worden sei. Die Chefin von Burgen, Schlösser, Altertümer schaut zudem bereits weiter in die Zukunft und denkt dabei auch über bauliche Veränderungen nach. So möchte sie langfristig beispielsweise den völlig zugewachsenen Zwinger wieder erlebbar machen. Dazu muss aber erst mal die im vergangenen Jahr begonnene Sanierung der Außenmauern (die RLZ berichtete) abgeschlossen sein, die sich bis 2018 hinziehen wird. Außerdem müsse eine sichere Zuwegung zum Zwinger geschaffen werden. „Und es gibt weitere Ideen“, sagt Kaiser-Lahme.

Da sich die G. und I. Leifheit-Stiftung unter anderem die Förderung der Pflege der deutschen Geschichte zum Ziel gesetzt hat, ist es ihr möglich, das Vorhaben der Burgenverwaltung zu unterstützen. „Das ist auch ein Bildungsprojekt, denn Schüler sollen mit der Geschichte der Burg Nassau vertraut gemacht werden“, fügt Josef Peter Mertes, Vorstandsmitglied der Stiftung, hinzu.

Sie freuen sich auf das Projekt: (von links) Florian Hasenknopf, Armin Kraft, Armin Wenzel, Werner Stump, Angela Kaiser-Lahme, Josef Peter Mertes, Frank Puchtler und Udo Rau. Foto: Carlo Rosenkranz

Burg wurde vor 1128 errichtet – Zerfall begann im 17. Jahrhundert

Vor 1128 ließen die Grafen Ruprecht und Arnold von Laurenburg die Burg auf einem etwa 200 Meter hohen Hügel bei Nassau errichten. Spätestens seit 1160 nannten sich die Herrschaften Grafen von Nassau. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden Mauern und Türme ausgebessert. Der Zerfall der Burg begann, als sie im Verlauf des 17. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Vor 1860 und danach gab es Sicherungsarbeiten, um 1980 wurden Bergfried und Palas wiederaufgebaut. 2016 begann die Sicherung der Mauer, die bis 2018 fortgesetzt wird.