Sein Motto: „Es muss den Menschen dienen“

Rhein-Lahn-Zeitung, 30. November 2017:

Lesung Aus Wolfgang Redwanz’ Buch über Nassauer Ehrenbürger Leifheit

Von unserem Mitarbeiter David Metzmacher

Nassau. Er war Unternehmer, Förderer, Stifter. Zeitgenossen beschreiben ihn als humorvoll, bodenständig, temperamentvoll und charismatisch. „Er hat viel für die Freiherr-vom-Stein-Stadt getan“, sagt Wolfgang Redwanz, Autor einer Dokumentation über einen außergewöhnlichen Bürger Nassaus: Die Rede ist von Günter Leifheit.

Noch zahlreiche Stühle mussten dazu gestellt werden, so groß war der Andrang zur Lesung des Buches „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“, die der Geschichtsverein Nassau ausgerichtet hatte. Und so waren es fast 70 Interessierte, unter ihnen sogar Besucher aus dem fernen Amerika, die im Ratssaal der Stadthalle erschienen waren, um mehr zu erfahren über Günter Leifheit, Ehrenbürger der Stadt Nassau.

Über diesen hatte Redwanz im Auftrag der G. und I. Leifheit-Stiftung eine „Dokumentation“ geschrieben, wie er sagte. „Der Auftrag war nicht, eine Biografie zu schreiben, sondern einen Bericht über das Leben und Wirken von Günter Leifheit in Nassau und Umgebung“, erklärte Redwanz. So sprach er im Rahmen seiner Recherche mit mehr als 55 Zeitzeugen, darunter zahlreiche Mitarbeiter Leifheits, Familienmitglieder sowie Bürger der Stadt Nassau. Verschiedene Dokumente unter anderem aus dem Nassauer Stadtarchiv sowie historische Bilder vervollständigten die Quellen für Redwanz’ umfassendes Werk.

Sie stellten in einer Lesung das Werk vor (von links): Dr. Meinhard Olbrich, Vorsitzender des Geschichtsvereins, Autor Wolfgang Redwanz und Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der G. und I. Leifheit-Stiftung. Foto: Metzmacher

„Als ich damals die Anfrage erhielt, ob ich ein Buch über Günter Leifheit schreiben würde, musste ich erst einmal fragen: Wer ist das denn?“, gibt Redwanz zu. Spätestens als dann aber seine Frau erklärte, dass sei „der mit den Haushaltsgeräten“, war für ihn alles klar. Redwanz selbst hat Leifheit nie persönlich getroffen. Als sich aber herausstellte, dass keiner der Personen, die Leifheit kannten, solch ein Buch über den Unternehmer schreiben würde, fragte die Stiftung den ehemaligen Lehrer an. Dies geschah in Person des stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Josef Peter Mertes, dem Redwanz schon durch gemeinsame Arbeit bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion bekannt war. „Dadurch, dass ich Günter Leifheit nicht persönlich gekannt habe, konnte ich in meiner Betrachtung die Objektivität wahren“, sagte Redwanz. „Nach der Auseinandersetzung mit ihm kann ich aber mit Bestimmtheit sagen: Ich hätte ihn sehr gern gehabt.“

Günter Leifheit wurde 1920 in Wetter an der Ruhr geboren. 1954 zog er nach Nassau, wo er 1959 mit seiner damaligen Frau Ingeborg die Günter Leifheit KG gründete, die heute eine weltweit agierende Aktiengesellschaft ist. „Leifheit war Unternehmer durch und durch“, sagte Redwanz, „und zudem ein großes Marketing- und Verkaufstalent.“ Doch 1973 verkaufte er schließlich das Unternehmen. „Der Wahlsieg der SPD unter Willy Brandt war sicherlich ein Grund dafür – er befürchtete höhere Unternehmensbesteuerung und eine falsche Wirtschaftspolitik“, erklärte Redwanz. Daher zog es Leifheit und seine Frau in die Schweiz, dort lebten sie mehr als 30 Jahre. Es sei jedoch auch ein guter Zeitpunkt zum Verkauf der Firma gewesen: Das Geschäft habe in seiner Blüte gestanden, und Leifheit konnte für eine hohe Summe verkaufen. Bei Redwanz kam durch die lange Wohnhaft Leifheits in der Schweiz die Frage auf: Wo ist Günter Leifheit zu Hause, wo ist seine Heimat? „Ich glaube, sein Herz und seine Gedanken sind in Nassau geblieben“, ist Redwanz sicher, dies beweise auch der Ort seiner letzten Ruhe: der Nassauer Friedhof.

Ingeborg Leifheit starb 1999, ein Jahr später heiratete Leifheit die Nassauerin Ilse. Mit ihr gründete er auch die G. und I. Leifheit-Stiftung, die bis heute viele Förderziele in Nassau und Umgebung umsetzt. „Seine Spuren sind in der ganzen Stadt zu finden“, sagte Redwanz, darunter das Kulturhaus sowie die Friedhofskapelle. Für seine unternehmerischen Tätigkeiten wurde Leifheit 1991 zum Ehrenbürger der Stadt Nassau ernannt. Leifheit starb am 2. Juli 2009.

Dr. Meinhard Olbrich, der Vorsitzende des Geschichtsvereins Nassau, zeigte sich sehr mit der Resonanz zur Lesung zufrieden. Die Dokumentation sei „mehr als eine Personen- oder Firmengeschichte, es ist auch eine Geschichte der Stadt Nassau“. Besonders begrüßte er Heidi Hartz aus Amerika, die mit ihrem Mann der Lesung beiwohnte. Sie wohnte bis 1945 im alten Amtshaus in Nassau und erlebte dort als Sechsjährige den Bombenangriff auf die Freiherr-vom-Stein-Stadt. „Schön, dass sie nach so einer langen Zeit Nassau nicht vergessen hat“, freute sich Olbrich. Außerdem verwies er noch auf ein anderes Stück Nassauer Geschichte: einen Wandkalender mit Werken der Nassauer Künstlerin Gerda Dürrbaum, den der Geschichtsverein Nassau herausgibt.

Der Kalender „Gerda Dürrbaum. Bilder aus Nassauer Zeit“ sowie das Buch „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“ sind bei der Buchhandlung Jörg in Nassau erhältlich.

Finanzierung bis zum ersten Abitur ist gesichert

Rhein-Lahn-Zeitung, 27. November 2017:

Leifheit-Campus Stiftung stellt Mittel bis 2023 als Darlehen und Zuschuss zur Verfügung

Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz

Nassau. Im Jahr 2023 soll der erste Jahrgang des Nassauer Leifheit-Campus sein Abitur ablegen. Damit das Gymnasium in privater Trägerschaft das Schulzentrum und die dazugehörige Sporthalle kaufen und die Räumlichkeiten des Schulgebäudes nach und nach renovieren und zeitgemäß für den Schulbetrieb ausstatten kann, ist viel Geld notwendig. Die G. und I. Leifheit-Stiftung hat nun die Finanzierung bis zum ersten Abitur am Leifheit-Campus zugesichert – teils als Zuschuss, teils als Darlehen. Dabei geht es um eine knapp zweistellige Millionensumme. „Es ist außergewöhnlich, was wir hier investieren“, sagt Dr. Josef Peter Mertes, stellvertretender Vorsitzender der G. und I. Leifheit-Stiftung.

„Das Konzept steht, die entsprechenden Vorstandsbeschlüsse sind gefasst. Jetzt geht es nur noch um die konkrete Vertragsausgestaltung“, sagt Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der Stiftung. In einem halben Dutzend gemeinsamer Sitzungen hat man laut Vorstandsmitglied Dr. Mertes ein langfristig tragbares Modell entwickelt. Erste Mittel wurden im November bereits an die Genossenschaft überwiesen, die Träger des privaten Gymnasiums ist. Denn schon 2018 stehen zwei Projekte an, die Meilensteine in der Entwicklung der 2015 gegründeten Schule sind: der Bau einer neuen Küche und Mensa und die Übernahme des gesamten Gebäudekomplexes vom Rhein-Lahn-Kreis. „Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt eine entsprechende Zusage getroffen haben“, sagt Nehrbaß. „Das schafft Planungssicherheit für den Schulträger.“

Im Flur des Leifheit-Campus ist durch eine Aufschrift erkennbar, dass die G. und I. Leifheit-Stiftung das private Gymnasium maßgeblich unterstützt. Unser Bild zeigt (von links) Geschäftsführer Ingo Nehrbaß, den stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Josef Peter Mertes, Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka und Schulleiter Martin Ufer. Foto: Carlo Rosenkranz

Immobilienkauf, Neubau und Sanierung der bestehenden Räumlichkeiten sind in den kommenden Jahren für den Leifheit-Campus zu stemmen. Mit der für nächstes Jahr zu erwartenden staatlichen Anerkennung des privaten Gymnasiums springt auch das Land finanziell ein. Bis zu 50 Prozent des Kaufpreises sowie für Neubau und Investitionen übernimmt Mainz. Die Mittel fließen aber nicht sofort, sondern nach und nach. Die Zwischenfinanzierung trägt ebenfalls die G. und I. Leifheit-Stiftung. Dafür steht etwa ein Drittel der Gesamtsumme zur Verfügung. Ein weiteres Drittel ist laut Geschäftsführer Nehrbaß ein klassischer Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Noch einmal so viel gibt die G. und I. Leifheit-Stiftung schließlich als Darlehen mit einer angedachten Mindestlaufzeit von zehn Jahren. „Damit finanzieren wir uns mit großer Wahrscheinlichkeit bis zum ersten Abitur am Leifheit-Campus im Jahr 2023, ohne zwingend auf andere Geldgeber angewiesen zu sein“, sagt Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka. Die Förderung des privaten Gymnasiums in Nassau ist laut Nehrbaß das mit Abstand größte Einzelprojekt der Stiftung. „Es ist eine Herkulesaufgabe“, sagt der Geschäftsführer. Das sei die Sache aber Wert. „Für Nassau ist es ein richtiger Schatz für die Zukunftsentwicklung, ein Gymnasium zu haben“, so Nehrbaß. Schulleiter Martin Ufer dankt der G. und I. Leifheit-Stiftung, dass sie „eine einzigartige Lernumgebung möglich macht, die allen gymnasial geeigneten Kindern offensteht“. Es sei nicht selbstverständlich, dass Kinder ungeachtet ihrer sozialen Herkunft und der finanziellen Möglichkeiten der Eltern eine Privatschule besuchen können.

Am Leifheit-Campus stehen spannende Veränderungen an. Zum kommenden Schuljahr im August 2018, spätestens aber nach den Herbstferien soll die neue Küche mit Mensa in Betrieb gehen, die dann für die Mittagsverpflegung von vier je zweizügigen Klassenstufen sorgt. Von der Küche soll dann auch die benachbarte Kita versorgt werden, die die Verbandsgemeinde neu baut.

Mit der staatlichen Anerkennung im kommenden Jahr übernimmt das Land die Bezahlung der Lehrer auf dem Niveau vergleichbarer staatlicher Schulen. Dann könnten am Leifheit-Campus auch Planstellen zur Verfügung gestellt werden, sodass sogar eine Verbeamtung von Lehrern in Nassau möglich wäre.

Während die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz der Landesregierung vorwerfe, dass sie an den staatlichen Gymnasien keine Vollversorgung vorsehe, gebe es am Leifheit-Campus garantiert keinen Unterrichtsausfall. „Das ist auch dem großen Einsatz des Kollegiums zu verdanken“, zollen Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka und Schulleiter Martin Ufer den Lehrern Anerkennung.

Angesichts der bald Campus-eigenen Sporthalle sowie der benachbarten Außensportanlage und dem Freibad der Verbandsgemeinde will der Leifheit-Campus ab der Klassenstufe 10 (ab 2020) einen Sport-Leistungskurs anbieten. Für die Umsetzung des digitalen Bildungskonzeptes muss eine Glasfaseranbindung geschaffen und ein Server installiert werden. Im kommenden Schuljahr sollen die Schüler der achten Klassen mit Laptops arbeiten, die in der Schule und zu Hause nutzbar sind. Damit lernen sie, mit zehn Fingern zu tippen, die gängigen Office-Programme zu beherrschen, Internetrecherche zu betreiben und über die interne Kommunikationsplattform „itslearning“ miteinander zu kommunizieren.

Wichtig für alle Kinder, die für die Anfahrt zum Leifheit-Campus auf Bus oder Bahn angewiesen sind: Mit der staatlichen Anerkennung im kommenden Jahr kommt der Rhein-Lahn-Kreis für die Fahrtkosten auf. Falls Eltern mangels adäquater Verbindungen ihre Kinder mit dem Auto fahren müssen, können Kosten erstattet werden. Somit werden die Eltern finanziell entlastet, denn bisher müssen sie die Fahrtkosten für die Kinder selbst tragen.

Nassauer Orgel erklingt bald an der Wolga

Rhein-Lahn-Zeitung, 25. November 2017:

Instrument Patenschaften für neue Pfeifen – G. und I. Leifheit-Stiftung unterstützt Kirchengemeinde mit 20 000 Euro

Stück für Stück baute eine polnische Firma die alte Nassauer Orgel aus der Johanniskirche ab, die nach einer umfassenden Sanierung an der Wolga erklingen wird. Fotos: Dekanat Nassauer Land

Nassau. Die Orgel in der evangelischen Johanniskirche in Nassau ist abgebaut. In einer Orgelbau-Werkstatt im rheinland-pfälzischen Altenahr entsteht derzeit die neue für die Nassauer Kirche konzipierte „Königin der Instrumente“, wie die Kirchenorgel auch genannt wird.

Kahl sieht die Empore derzeit aus, nachdem eine polnische Firma die höchst sanierungsbedürftige Orgel in seine Bestandteile zerlegte. Nach ihrer Restauration wird sie in einer Kirche an der Wolga eine neue Heimat zum Klingen finden. An der Ahr wird derweil bereits seit einigen Wochen an der Nachfolgerin gearbeitet. Der Kirchenvorstand hatte der Werkstatt von Rowan West den Auftrag erteilt, das neue Instrument zu bauen.

„Herr West ist weithin bekannt für großartige Instrumente und hervorragendes Fachwissen“, so Gemeindepfarrer Stefan Fischbach, der mit dem Orgelbauausschuss hofft, dass die neue Orgel bei entsprechender Pflege und Wartung möglichst Jahrhunderte überdauert. 16 Register wird das Instrument haben, das außerdem auf der Empore etwas nach vorn aufgebaut werden soll, damit sich zum einen der Klang besser als bisher im Kirchenraum entfalten kann und zum anderen, damit die Luft besser zirkulieren kann und sich nicht mehr an der Wand am Instrument staut. 

Dankbar nahmen Gemeindepfarrer Stefan Fischbach (3. von links) und die Mitglieder des Orgelausschusses von Geschäftsführer Ingo Nehrbaß (2. von links) den Zuwendungsbescheid der Leifheit-Stiftung in Höhe von 20.000 Euro entgegen, damit bald wieder eine neue Orgel statt einer kahlen Wand die Empore schmückt.

Noch vor Weihnachten sollen die ersten größere Teile fertig sein und Ende März nächsten Jahres könnte die Königin dann komplett aufgebaut sein. „Einen Einweihungstermin haben wir aber noch nicht“, so Fischbach. Rund 400.000 Euro wird die Orgel kosten, für die die Kirchengemeinde bereits seit 15 Jahren kräftig am Sparen ist. Viele Anlässe kamen bereits der Anschaffung zugute, wie zuletzt auch ein Abschiedskonzert während des Nassauer Genussmarktes. Trotz manch technischer Macken des Instruments entlockte der versierte Kantor Gerhard Tributh der Orgel letztmals in Nassau tolle klassische Töne, bevor die Einzelteile nach Osteuropa rollten.

Tributh hatte dazu Werke des bekanntesten Orgelkomponisten Johann Sebastian Bach ausgewählt. Konzert und Erlöse des Genussmarktes rund um die Kirche erbrachten allein fast 1000 Euro.

Finanzielle Unterstützung erhofft sich der Orgelausschuss außerdem von einer Patenschaft für die neuen Orgelpfeifen. „Die Spendenhöhe kann jeder selbst bestimmen, um Pate zu werden“, erklärt Pfarrer Fischbach, „die Herstellungskosten der Pfeifen reichen von zehn Euro für die kleinen bis zu 500 Euro für die großen Pfeifen“. Wer Pate werden möchte, kann sich mit dem Gemeindebüro in Verbindung setzen oder nach jedem Gottesdienst in der Kirche für eine Patenschaft spenden.

Wie ein „warmer Regen“ fiel jetzt der Besuch von Ingo Nehrbaß in der Johanniskirche aus. Der Geschäftsführer der G. u. I. Leifheit-Stiftung überreichte den Ausschussmitgliedern eine Spende der Stiftung in Höhe von 20.000 Euro. Natürlich gehöre nicht nur die Kirche selbst zur Kultur des Nassauer Landes. Viele, gerade musikalische Veranstaltungen in der Johanniskirche förderten auch die kulturelle und musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen und „sie beleben das Vereinsleben und das kulturelle Miteinander in der Stadt“, so Nehrbaß. Dankbar nahm der Ausschuss die Zuwendung entgegen und hofft, dass das neue Instrument den Termin- und Registerwünschen gerecht im kommenden Frühjahr auch wieder den Gemeindegesang begleiten kann, was während der orgellosen Zeit ein Keyboard übernimmt.

Grafen bauten Burg Nassau auf fremdem Grund

Rhein-Lahn-Zeitung, 11. November 2017:

Geschichte Neuer Kurzführer informiert über die Historie des Wahrzeichens der Stadt

Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz

Nassau. Er ist schlanke 24 Seiten stark und passt in jede Gesäßtasche: der neue Kurzführer über die Burg Nassau. Das mit Informationen und zum Teil nie zuvor gezeigten Abbildungen prall gefüllte Heftchen ist nun von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) im Rittersaal des mittelalterlichen Gemäuers vorgestellt worden. Finanziert wurde es von der G. und I. Leifheit-Stiftung.

Ein aktuelles Luftbild der Burg Nassau zeigt den heutigen Bestand. Die Gerüste an der Mauer werden für die Sanierung der Mauern benötigt. Bergfried und Palas wurden in den 1970er- und 1980er-Jahren – nicht ganz originalgetreu – ergänzt und wiederaufgebaut. Foto: Philipp von Hagens, Bonn

Gleich zwei Experten haben sich in jahrelangen Forschungen der Burg gewidmet. Aus gutem Grund: „Die maßgeblichen Bücher zur Burg und den Grafen von Nassau tragen bereits eine Last von mehr als anderthalb Jahrhunderten auf ihren Bücherrücken“, sagte Alexander Thon. Der Lahnsteiner Historiker erkundete vor allem Schriftquellen, um der Geschichte des Adelsgeschlechts und ihrer Residenz auf den Grund zu gehen. Dazu hat der mit den Burgen der Region seit Jahrzehnten vertraute Denkmalexperte und Bauhistoriker Udo Liessem aus Koblenz Nassaus Wahrzeichen unter die Lupe genommen. Ihre Erkenntnisse sind Grundlage für die Ausstellung, die die GDKE im kommenden Jahr im Bergfried einrichten will.

Jahrzehntelanger Zank
Hausfriedensbruch und jahrzehntelange Zankerei mit dem rechtmäßigen Eigentümer stehen – überspitzt gesagt – am Anfang der Geschichte von Burg Nassau. Wann genau das Bauwerk errichtet wurde, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass die Burg vor 1128 entstand. „Die Grafen von Laurenburg haben sie auf einem Berg gebaut, der ihnen nicht gehörte“, macht der Historiker Alexander Thon deutlich. Graf Ruprecht I. bemächtigte sich demnach des Eigentums des Wormser Hochstifts. Da die Wormser in mehr als 30 Jahren Gerichtsverfahren und Schiedssprüchen zu keiner Lösung mit dem Grafen und seinen Söhnen kamen, übertrug Worms das Land 1159 an den Trierer Erzbischof im Tausch gegen Ländereien in Rheinhessen. Erzbischof Hillin wiederum gab die Burg als Lehen an die Laurenburger Grafen, die sich spätestens ab 1160 selbst als Grafen von Nassau bezeichneten. Sprich: Die Grafen waren nicht Eigentümer, sondern Lehnsnehmer, also Nutzer der Burg. „Im Ernstfall hätte der Trierer Bischof sie rauswerfen können“, bringt es Thon auf den Punkt.

Für das Jahr 1255 ist ein wichtiger Einschnitt in der Familiengeschichte der Nassauer Grafen belegt. Die Brüder Otto I. und Walram II. teilen Hab und Gut untereinander auf, nicht aber den Einrich und die Nassauer Burg. Sie bleiben vorerst gemeinsamer Besitz der beiden Linien, aus denen heute die Großherzöge von Luxemburg und die Könige der Niederlande hervorgehen. Die Erben teilen die Burg schon 1343 dann doch auf, später wird ein sogenannter Burgfrieden aufgesetzt, der Streitereien vermeiden soll. Zeitweise eskaliert die Lage dennoch. Als 1372 ein Graf den anderen aus der Burg vertreibt, kommt es zum bewaffneten Konflikt zwischen dem auf der Burg verbliebenen Adligen und jenem, der sich mit seinen Gefolgsleuten unten in der Stadt verschanzt. Erst zwei Jahre später kommt es zur Versöhnung. Was für die wachsenden Familien durch stetige Erbteilung eine Katastrophe ist, ist für die historische Forschung großartig, sagt Alexander Thon.

Aus den zahlreichen Urkunden könne man viele Informationen gewinnen. So sei der Burgfrieden von 1349 von Bedeutung, weil darin zahlreiche Teile der nassauischen Stammburg explizit benannt werden, sodass man sich ein Bild vom damaligen Bestand machen kann. Schließlich gibt es keine Baupläne, und die ersten bildhaften Darstellungen der Nassauer Burg wurden erst etwa 250 Jahre später angefertigt.

Förster gräbt illegal
Seit Beginn des 16. Jahrhunderts verfiel die Burg zusehends, ab 1788 „war kein Betrieb mehr möglich“, stellt Thon fest. Eine völlig neue Erkenntnis seiner Nachforschungen ist, dass bereits 1876 ein pensionierter Förster ohne Erlaubnis auf der Burg nach Altertümern grub. „Wir wissen nicht, was damals verloren gegangen ist“, sagt der Lahnsteiner Historiker. Die Grabungen wurden untersagt, aber eine vom Königlichen Konservator angeregte Anfertigung eines genauen Grundrisses wurde „nach heutiger Kenntnis“ nicht umgesetzt. Für den neuen Kurzführer wurde dies nachgeholt: Über 100 Jahre nach der letzten, ungenauen Bestandsaufnahme von 1907 gibt es nun einen aktuellen, exakten Lageplan mit dem gegenwärtigen Baubestand.

Erstmals im Kupferstich wurde die Nassauer Burg 1604 von Wilhelm Scheffern, genannt Dilich, festgehalten. Merian, von dem die 1646 danach deutlich „abgekupferte“ und wohl bekannteste Abbildung stammt, war nie selbst vor Ort. Beide Bilder zeigen den Bergfried mit Ecktürmchen, wie sie bei der Sanierung in den 1970er-Jahren wiederhergestellt wurden. Allerdings entbehrt diese Bauform wohl jeder Grundlage. Thon zufolge gibt es keinen Beleg, dass es solche Ecktürme gegeben hat. Er vermutet, dass diese auf den beiden Stichen aus dem 17. Jahrhundert aus optischen Gründen nach Vorbild der Diezer Grafenburg angefügt wurden. Der heute so markante Bergfried übrigens ist nicht der älteste Turm der Burg. Als Erstes wurde im 12. Jahrhundert ein Bergfried errichtet, der heute nur noch als Stumpf an der östlichen Schmalseite zu erkennen ist. Der mächtige Bergfried an der westlichen Seite entstand erst nach der ersten Familienteilung, also in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Im Zuge der jüngsten Untersuchungen wurde im Bergfried ein Raum neu entdeckt, der über einen Kamin und eine Abortnische verfügt. „Dieser Turmraum ist der einzige, der noch komplett die alte Bausubstanz aufweist“, sagt Thon. „Das ist originales Mittelalter und sollte konserviert und der Öffentlichkeit gezeigt werden.“

„Burg Nassau über Nassau“ lautet der Titel des Kurzführers Nr. 17, den die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz nun veröffentlicht hat. Das 24 Seiten starke Heft ist im Verlag Schnell und Steiner erschienen. Es kostet 3 Euro und ist in Deutsch, Englisch und Niederländisch erhältlich. Der Band im Format 12 mal 17 Zentimeter ist bei der GDKE und im Buchhandel zu erwerben, ISBN der deutschen Ausgabe: 978-3-7954-7109-5.

Eine der wertvollsten Darstellungen der Burg Nassau ist nach Ansicht des Historikers Alexander Thon diese Bleistiftzeichnung von Johann Adolf Lasinsky aus dem Jahr 1828. Sie zeigt Details der verfallenen Burg, die auf keiner anderen Abbildung zu sehen sind. Foto: Sammlung RheinRomantik, Bonn

Auf alten Burgen ist Neues zu entdecken

Projekt Geplante Ausstellung soll Ungesehenes zeigen

Nassau. „Wenn wir unseren Auftrag ernst nehmen, müssen wir Basiswissen zur Verfügung stellen“, sagt Angela Kaiser-Lahme, Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer. Für die Burg Nassau gebe es bereits ein vom Historiker Alexander Thon entwickeltes Führungskonzept sowie eine Schauspielführung, „die ich gern häufiger hier sehen würde“, sagte Kaiser-Lahme. Was bislang fehlte, sei ein Kurzführer, der die wichtigsten Informationen für die Allgemeinheit zusammenfasst. Mit dem neuen Band werde diese Lücke nun geschlossen.

Die Direktorin der rheinland-pfälzischen Burgenverwaltung sagte: „Man meint immer, man kennt die Burgen und alles ist bereits publiziert worden, aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken.“ Im Zusammenhang mit der geplanten Dauerausstellung zur Baugeschichte der Burg im Bergfries versprach Kaiser-Lahme den Gästen, die der Vorstellung des Kurzführers auf der Burg beiwohnten: „Sie werden neue Räume in dieser Anlage entdecken.“

Für die G. und I. Leifheit-Stiftung erinnerte Vorstandsmitglied Josef Peter Mertes daran, dass es Günter Leifheits Anliegen war, Kultur und Bildung zu fördern. Dazu gehöre es, die Nassauer Burg stärker für die Öffentlichkeit zu öffnen und ihre Geschichte und Bedeutung transparenter zu machen. Die Stiftung macht durch ihren finanziellen Beitrag den Kurzführer und die Dauerausstellung erst möglich. Landrat Frank Puchtler sprach davon, wie wichtig es sei, jungen Menschen mit der Geschichte vertraut zu machen.

Stadtbürgermeister Armin Wenzel dankte Pächterin Diana Neuenfeldt, dass sie dazu beigetragen habe, viele Besucher auf die Burg zu locken. „Was wäre das Wahrzeichen der Stadt, wenn es nicht belebt würde?“, sagte er. Der Stadtbürgermeister äußerte den Wunsch, die Burg durch die Fällung einiger Bäume wieder besser sichtbar zu machen. Diesem Wunsch stehe aber der Naturschutz entgegen. „Ich kenne keine Burg am Mittelrhein, die so zugewachsen ist wie die Burg Nassau“, sagte Wenzel. Die Touristik im Nassauer Land habe ein Konzept erarbeitet, eine Reihe von Veranstaltungen auf der Burg durchzuführen, die auch für Kinder geeignet sind. Außerdem sei für Anfang Mai 2018 die Premiere der Nassauer Burggespräche geplant. Die Initiative dazu sei vom Rechtswissenschaftler Michael Kotulla von der Universität Bielefeld ausgegangen, der mit Unterstützung der G. und I. Leifheit-Stiftung über die Verfassungsgeschichte des Herzogtums Nassau forscht (die RLZ berichtete). crz

Stiftung ist für Stiftung tätig

Rhein-Lahn-Zeitung, 09. November 2017:

Kooperation Scheuerner Schreinerei stattet Geschäftsstelle mit Möbeln aus – Anlaufstelle für Antragsteller in der Späthestraße

Nassau. Schwer zu schleppen hatten Stefan Behnke, Christian Lachner und Michael Vornholz von der Schreinerei der Stiftung Scheuern, als sie vor Kurzem die Geschäftsstelle der G. und I. Leifheit-Stiftung in Nassau mit Mobiliar belieferten. Konferenztische, Akten- und Regalschränke sowie ein Druckerschrank mussten an den für sie vorgesehenen Stellen platziert werden. Damit sei ein wesentlicher Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Geschäftsstelle geleistet, freute sich Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der G. und I. Leifheit-Stiftung: „Jetzt kann man hier auch mal mit Antragstellern zusammensitzen oder sich zu Vorstandssitzungen treffen.“

Warum sich die G. und I. Leifheit-Stiftung bei der Wahl des „Möbellieferanten“ für die Schreinerei der Stiftung Scheuern, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten, entschieden hat? „Wir finden es wichtig, dass man sich vor Ort austauscht und gegenseitig unterstützt“, antwortete er.

Die Geschäftsstelle in der Späthestraße 3 bis 5 in Nassau zwischen Amtsplatz und Obertal ist bereits am 1. Juli an den Start gegangen. Die G. und I. Leifheit-Stiftung hat sie eingerichtet, um stärker in Nassau und der Region präsent zu sein und geförderte Projekte direkt vor Ort betreuen zu können.

In den Räumlichkeiten, die jetzt also mit hellen, freundlich wirkenden Möbeln ausgestattet sind, berät Geschäftsführer Ingo Nehrbaß gerne nach vorheriger Terminvereinbarung Besucher.

Möbelanlieferung in der neuen Geschäftsstelle der G. und I. Leifheit-Stiftung (von links): Christian Lachner, Stefan Behnke, Ingo Nehrbaß und Michael Vornholz. Foto: Stiftung Scheuern

Festival der Kinderlieder kehrt zurück

Rhein-Lahn-Zeitung, 04. November 2017:

Musikerziehung Bildungspakt fördert Konzerte für Schulen und erstmals für Öffentlichkeit

VG Nassau. Nach dem großen Erfolg des Festivals der Kinderliedermacher aus Frankfurt mit den Kindern der Kindertagesstätten und Schulen der Verbandsgemeinde Nassau wird es auch 2018 wieder ein Kinderliedermacherfestival in der VG geben. Das hat jetzt das Kuratorium der unselbstständigen Stiftung „Bildungspakt für Nassau“ unter dem Vorsitz von Helmut Klöckner und mit den Mitgliedern Armin Wenzel, Udo Rau, Susanne Heck-Hofmann und Wilhelm Herm beschlossen.

Das Festival steht unter dem Motto „Starke Lieder – starke Kinder“ und wird vom 13. bis 17. März 2018 in Nassau und Singhofen stattfinden. Geplant sind zwei Workshoptage mit den Kindern, zwei Schulkonzerte in Nassau und Singhofen und erstmalig auch ein öffentliches Familienkonzert am Samstag, 17. März 2018, in der Stadthalle Nassau. Mit den Kindern treten drei berühmte Kinderliedermacher auf, die zusammen mit Georg „Ferri“ Feils, dem künstlerischen Leiter des Frankfurter Kinderliedermacherfestivals, die Band bilden. Musiziert wird mit Akkordeon, Gitarre, Bass, Schlagzeug und vielen anderen Instrumenten. Auch die Mitwirkung eines Kinderchores wäre erwünscht. Angefragt sind hierzu die „tonArt-Kids“, die auch von der G. und I. Leifheit-Stiftung und dem Bildungspakt gefördert werden.

Zu dem Motto des Festivals schreibt der künstlerische Leiter Georg Feils, dass in den letzten Jahren immer häufiger fehlendes Selbstbewusstsein als Ursache für eine Vielzahl von Problemen bei Kindern erkannt wurde. Das gemeinsame Zuhören, Singen, Musizieren und Tanzen könne das Zusammengehörigkeitsgefühl ebenso stärken wie das Selbstbewusstsein eines jeden einzelnen. Die „Mutmachlieder“ sollen ermuntern, aus sich heraus zu gehen und zu den eigenen Wünschen und Überzeugungen zu stehen. 

Mit Musik könne man diese Botschaft kraftvoll, nachhaltig und emotional transportieren. Neben dem Festival wird auch das bereits in diesem Jahr begonnene Musikalisierungsprogramm in den Kindertagesstätten der Verbandsgemeinde Nassau fortgeführt und in der Grundschule Nassau das Instrumentenkarussell, bei dem die Kinder unter Leitung der Kreismusikschule verschiedene Instrumente ausprobieren können.

Das Festival war 2016 zum ersten Mal in Singhofen für ein Projekt der dortigen Grundschule sowie der Oranien-Sprachheilschule zu Gast. Damals war Bürgermeister Udo Rau von dem Gebotenen so beeindruckt, dass er mit Unterstützung des Bildungspakts im Folgejahr die Veranstaltung auf alle Grundschulen und Kitas in der VG ausdehnte. Im April dieses Jahres kamen so gut 300 Kinder in der Nassauer Stadthalle zusammen, um mit Festival-Chef Georg „Ferri“ Feils und vier seiner Kollegen zu singen und zu tanzen. Einen Tag später waren die Kinderliedermacher in der Singhofener Mehrzweckhalle zu Gast. Außerdem besuchten die Profimusiker die Kitas für Workshops mit den Erzieherinnen und gemeinsames Musizieren mit den Kindern.

Kinderliedermacher Georg „Ferri“ Feils und drei Kollegen spielten im April dieses Jahres in der Nassauer Stadthalle vor 300 Grundschul- und Kindergartenkindern. 2018 soll es wieder ein Festival geben, diesmal mit einem öffentlichen Konzert. Foto: Carlo Rosenkranz