Nassauer Orgel erklingt bald an der Wolga

Rhein-Lahn-Zeitung, 25. November 2017:

Instrument Patenschaften für neue Pfeifen – G. und I. Leifheit-Stiftung unterstützt Kirchengemeinde mit 20 000 Euro

Stück für Stück baute eine polnische Firma die alte Nassauer Orgel aus der Johanniskirche ab, die nach einer umfassenden Sanierung an der Wolga erklingen wird. Fotos: Dekanat Nassauer Land

Nassau. Die Orgel in der evangelischen Johanniskirche in Nassau ist abgebaut. In einer Orgelbau-Werkstatt im rheinland-pfälzischen Altenahr entsteht derzeit die neue für die Nassauer Kirche konzipierte „Königin der Instrumente“, wie die Kirchenorgel auch genannt wird.

Kahl sieht die Empore derzeit aus, nachdem eine polnische Firma die höchst sanierungsbedürftige Orgel in seine Bestandteile zerlegte. Nach ihrer Restauration wird sie in einer Kirche an der Wolga eine neue Heimat zum Klingen finden. An der Ahr wird derweil bereits seit einigen Wochen an der Nachfolgerin gearbeitet. Der Kirchenvorstand hatte der Werkstatt von Rowan West den Auftrag erteilt, das neue Instrument zu bauen.

„Herr West ist weithin bekannt für großartige Instrumente und hervorragendes Fachwissen“, so Gemeindepfarrer Stefan Fischbach, der mit dem Orgelbauausschuss hofft, dass die neue Orgel bei entsprechender Pflege und Wartung möglichst Jahrhunderte überdauert. 16 Register wird das Instrument haben, das außerdem auf der Empore etwas nach vorn aufgebaut werden soll, damit sich zum einen der Klang besser als bisher im Kirchenraum entfalten kann und zum anderen, damit die Luft besser zirkulieren kann und sich nicht mehr an der Wand am Instrument staut. 

Dankbar nahmen Gemeindepfarrer Stefan Fischbach (3. von links) und die Mitglieder des Orgelausschusses von Geschäftsführer Ingo Nehrbaß (2. von links) den Zuwendungsbescheid der Leifheit-Stiftung in Höhe von 20.000 Euro entgegen, damit bald wieder eine neue Orgel statt einer kahlen Wand die Empore schmückt.

Noch vor Weihnachten sollen die ersten größere Teile fertig sein und Ende März nächsten Jahres könnte die Königin dann komplett aufgebaut sein. „Einen Einweihungstermin haben wir aber noch nicht“, so Fischbach. Rund 400.000 Euro wird die Orgel kosten, für die die Kirchengemeinde bereits seit 15 Jahren kräftig am Sparen ist. Viele Anlässe kamen bereits der Anschaffung zugute, wie zuletzt auch ein Abschiedskonzert während des Nassauer Genussmarktes. Trotz manch technischer Macken des Instruments entlockte der versierte Kantor Gerhard Tributh der Orgel letztmals in Nassau tolle klassische Töne, bevor die Einzelteile nach Osteuropa rollten.

Tributh hatte dazu Werke des bekanntesten Orgelkomponisten Johann Sebastian Bach ausgewählt. Konzert und Erlöse des Genussmarktes rund um die Kirche erbrachten allein fast 1000 Euro.

Finanzielle Unterstützung erhofft sich der Orgelausschuss außerdem von einer Patenschaft für die neuen Orgelpfeifen. „Die Spendenhöhe kann jeder selbst bestimmen, um Pate zu werden“, erklärt Pfarrer Fischbach, „die Herstellungskosten der Pfeifen reichen von zehn Euro für die kleinen bis zu 500 Euro für die großen Pfeifen“. Wer Pate werden möchte, kann sich mit dem Gemeindebüro in Verbindung setzen oder nach jedem Gottesdienst in der Kirche für eine Patenschaft spenden.

Wie ein „warmer Regen“ fiel jetzt der Besuch von Ingo Nehrbaß in der Johanniskirche aus. Der Geschäftsführer der G. u. I. Leifheit-Stiftung überreichte den Ausschussmitgliedern eine Spende der Stiftung in Höhe von 20.000 Euro. Natürlich gehöre nicht nur die Kirche selbst zur Kultur des Nassauer Landes. Viele, gerade musikalische Veranstaltungen in der Johanniskirche förderten auch die kulturelle und musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen und „sie beleben das Vereinsleben und das kulturelle Miteinander in der Stadt“, so Nehrbaß. Dankbar nahm der Ausschuss die Zuwendung entgegen und hofft, dass das neue Instrument den Termin- und Registerwünschen gerecht im kommenden Frühjahr auch wieder den Gemeindegesang begleiten kann, was während der orgellosen Zeit ein Keyboard übernimmt.