Über Bundespräsidenten und Klärschlamm

Westerwälder Zeitung, 23. Februar 2018:

Wissen Schüler überzeugen Jury im Wettbewerb der Peter-Altmeier-Gesellschaft mit vielfältigen Ideen und Umsetzungen

Von unserem Mitarbeiter Hans-Peter Metternich

Die Preisträger des Schülerwettbewerbs „Politik-Staat-Gesellschaft – Eine ausgezeichnete Arbeit“ der Peter-Altmeier-Stiftung mit ihren Laudatoren. Links im Bild ist Hubert Luszczynski, Vizepräsident der Gesellschaft und Leiter des Wettbewerbs, zu sehen. Foto: Hans-Peter Metternich

Montabaur. Zum vierten Mal hat die Peter-Altmeier-Gesellschaft den Schülerwettbewerb „Politik-Staat-Gesellschaft – Eine ausgezeichnete Arbeit“ durchgeführt. Bei der diesjährigen Preisverleihung, die Maren Rogawski (Gesang) und Jannik Henkes (Gitarre) musikalisch gestalteten, wurden vor Kurzem im Kaminzimmer des Landesmusikgymnasiums in Montabaur zwölf Schüler für ihre Arbeiten ausgezeichnet. Sechs von ihnen erhielten Sonderpreise der G. und I. Leifheit-Stiftung Nassau, des Bildungsministeriums, des Landrats des Kreises Mayen-Koblenz, der Initiative Region Koblenz-Mittelrhein und der Peter-Altmeier-Gesellschaft Koblenz. Sechs weitere bedachte die Leifheit-Stiftung mit Urkunden. Kleine Geldpreise für die Preisträger waren inbegriffen.

Für den Wettbewerb hatten Oberstufenschüler Facharbeiten oder sogenannte Besondere Lernleistungen aus den gemeinschaftskundlichen Fächern eingereicht. „Politische Bildung lebt von der kritisch-rationalen Urteilsbildung auf der Grundlage gesicherter Quellen und allgemein überprüfbarer Fakten. Die hier präsentierten Arbeiten beweisen das hohe Niveau, auf dem sich junge Menschen mit der politischen Ordnung in Geschichte und Gegenwart auseinandersetzten“, lobte Andreas Biebricher, Präsident der Peter-Altmeier-Gesellschaft. „Die Schüler haben mit ihren Arbeiten unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, historisches und aktuelles Geschehen aufzubereiten, unter den Bedingungen von Würde, Freiheit und Solidarität zu beurteilen und Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten.“

Hubert Luszczynski, Vizepräsident der Gesellschaft und Leiter des Wettbewerbs, führte durch den Abend, der, was die Arbeiten anbelangte, äußerst Bemerkenswertes mit einer enormen Themenbandbreite zu bieten hatte. Die sechs Besten stellten ihre selbst gewählten Arbeiten in einem Kurzvortrag vor. So gab Mara Baustert vom Herzog-Johann-Gymnasium in Simmern einen Einblick in ihre Arbeit „Christen als Soldaten – Widersprüche, Probleme, Motivationen“. Sabrina Bier (Gymnasium auf dem Asterstein) widmete sich dem Thema „Alterswohnkonzepte im urbanen Raum“, Moritz Haupt (Goethe-Gymnasium Bad Ems) versuchte herauszufinden, ob für die Klärschlammentsorgung eine umweltgerechte Nutzung möglich ist, und Laura Stumm (Peter-Joerres-Gymnasium Bad Neuenahr-Ahrweiler) stellte sich die Frage „Der Bundespräsident – Repräsentant oder einflussnehmende Instanz?“.

Vom Mons-Tabor-Gymnasium in Montabaur zählten Larissa Kleppel und Felix Weimer zu den Sonderpreisträgern. Ihre Themen: „Die Zusammenhänge zwischen dem Aufstieg des Rechtspopulismus und der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung im Vergleich zwischen den alten und neuen Bundesländern“ und „Das Zentrale-Orte-Konzept nach Christaller und dessen Umsetzung im Bereich der VG Montabaur“. Wie schon gesagt, die Themen hätten konträrer kaum sein können, und die Jury hatte die Qual der Wahl. Neben den Sonderpreisträgern erhielten an diesem Abend sechs weitere Arbeiten eine Belobigung durch die Leifheit-Stiftung.

Kurzum: Der Aufruf der Peter-Altmeier-Stiftung, das Interesse junger Menschen auf Politik, Staat und Gesellschaft zu lenken, ist ohne Zweifel auf fruchtbaren Boden gefallen.

Leifheit-Stiftung Nassau honoriert weitere Arbeiten

Neben den Gewinnern der Sonderpreise beim Schülerwettbewerb „Politik-Staat-Gesellschaft – Eine ausgezeichnete Arbeit“ honorierte die G. und I. Leifheit-Stiftung sechs weitere Arbeiten mit Urkunden und Prämien. Hier die Preisträger: Marc Michael Friebe (Wilhelm-Remy-Gymnasium Bendorf): „Ausgewählte nationalsozialistische Feiertage im Spiegel der Bendorfer Zeitung der Jahre 1933 und 1934“; Jan Hartmann (Johannes-Gymnasium Lahnstein): „Herabsetzung des Wahlalters bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre“; Jannik Henkes (Landesmusikgymnasium Montabaur): „Prinzipien machiavellistischer Politik im 21. Jahrhundert am Beispiel Putins“; Jana Stefanie Müller (Goethe-Gymnasium Bad Ems): „Stunde Null 1945? Zäsur oder Kontinuität, wirtschaftliche Entwicklung in Bad Ems nach Kriegsende“; Leo Schwaderlapp (Johannes-Gymnasium Lahnstein): „Glaube an Rettung? – Rettung durch Glaube? Glaube und Religion in der Endphase des Zweiten Weltkrieges“; Celina Singer (Herzog-Johann-Gymnasium Simmern): „Wie gleichberechtigt ist Deutschland wirklich?“. hpm

Projekt gestartet: Ortsgeschichte wird digital

Rhein-Lahn-Zeitung, 19. Februar 2019:

Mainzer Institut arbeitet Historie der 137 Orte im Kreis auf und veröffentlicht sie im Netzt

Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz

Zurzeit wird an die Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in unserer Region erinnert. Diese Aufnahme zeigt französische Besatzungstruppen vor Schloss Oranienstein im Januar 1919 und stammt aus einer Sammlung des Freiendiezer Fotografen Karl Zimmermann. Foto: privat

Nassau/Rhein-Lahn. Viele geschichtliche Informationen zu den 137 Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis findet man nur in umfangreichen gedruckten Chroniken oder verborgen in Archiven. Auf Wikipedia ist über die kleineren Ortschaften kaum mehr als ein paar Zeilen zu erfahren. Das soll sich nun ändern. Das Institut für Geschichtliche Landeskunde (IGL) an der Universität Mainz wird sich bis Mitte kommenden Jahres intensiv mit dem Gebiet zwischen Rhein und Aar befassen und die Ergebnisse aufarbeiten. Sie sollen allgemein verständlich im Internet auf der Plattform „Regionalgeschichte.net“ veröffentlich werden. Möglich wird das Projekt durch die Förderung der Nassauer G. und I. Leifheit-Stiftung.

Die rheinland-pfälzischen Gemeinden rechts des Rheins sind bislang nur berücksichtigt, sofern sie am Mittelrhein liegen. Mit Förderung der Leifheit-Stiftung wird nun das gesamte Kreisgebiet aufgearbeitet. Unter dem Titel „Ortsgeschichten in Nassau“ widmet sich das Team aus wissenschaftlichen Mitarbeitern des IGL dem Kerngebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau, das bis 1866 bestand. Dabei sind Historiker und Heimatforscher vor Ort aufgerufen, ihr Wissen mit einzubringen. Schließlich kenne niemand manche historischen Hintergründe so gut wie die lokalen Geschichtsforscher. Zudem will das IGL mit „Regionalgeschichte.net“ zur Vernetzung der Geschichtsvereine, Archivare und Heimatforscher beitragen. Schon jetzt seien mehr als 300 Aktive aus Rheinland-Pfalz an der Arbeit beteiligt. Kein Zufall also, dass das Motto des Projektes „Forschen, Vermitteln, Mitmachen“ lautet. „Für uns ist es am einfachsten, wenn die Menschen auf uns zukommen“, sagt Prof. Dr. Michael Matheus, Erster Vorsitzender und Direktor des Instituts. Darüber hinaus kontaktiere man die wichtigsten Geschichtsvereine schriftlich. Auch IGL-Geschäftsführer Dr. Kai-Michael Sprenger hebt die besondere Rolle der Menschen vor Ort heraus. „Von den Limesabschnittsforschern beispielsweise bekommen wir viel mehr Hinweise auf Wissenswertes, als wir uns selbst erarbeiten könnten.“

Von der Ortschronik über Kulturdenkmäler, Kirchen, besondere Gräber und Wegekreuze – die möglichen Inhalte sind vielfältig. Auch überörtliche Aspekte wie Stiftungen und Klöster, Wirtschaftsgeschichte, die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs oder Auswanderungswellen aus Rheinland-Pfalz finden Berücksichtigung auf eigenen Themenseiten. Die Informationen zu allen Themen werden von den Institutsmitarbeitern zusammengetragen, bewertet und aufgearbeitet. Damit will man laut Direktor Matheus im Gegensatz zu den Anfangszeiten von Wikipedia eine redaktionelle Bearbeitung und Qualitätssicherung sicherstellen. Zudem sollen die Erkenntnisse nach modernen didaktischen Prinzipien aufbereitet werden. Die Ergebnisse sollen nicht nur für Historiker lesbar, sondern auch für ein breites Publikum nutzbar sein. Zugleich sieht Matheus in „Regionalgeschichte.net“ die Chance, „gewisse Dinge aus den Archiven online im Internet zu zeigen“.

Dass die Mainzer Geschichtsforscher ihr Dasein nicht in Archiven und hinter Büchern fristen, zeigen sie mit ihrem Geschichtsmobil. In den vergangenen zehn Jahren hat das IGL-Team damit rund 100 000 Kilometer zurückgelegt, um in der Fläche präsent zu sein und über das Projekt „Regionalgeschichte.net“ zu informieren. „Da kommen dann Leute, die uns Kisten voll historischem Material von ihrem Speicher bringen“, sagt Direktor Matheus und bietet sogleich an, beispielsweise bei einem Mittelalterfest auf Burg Nassau mit dem Geschichtsmobil zugegen zu sein. Dort nämlich wurde die Ausweitung des Projekts auf den Rhein-Lahn-Kreis offiziell vorgestellt. Und das aus gutem Grund. „Dies ist ein spannender Ort, aus dem eine Dynastie erwachsen ist, die in der europäischen Geschichte eine wichtige Rolle gespielt hat“, so Matheus.

Die Mainzer Wissenschaftler und die Vertreter der G. und I. Leifheit-Stiftung vor dem Geschichtsmobil auf Burg Nassau. Foto: Rosenkranz

Die Projektkoordination für „Ortsgeschichte in Nassau“ im Rahmen von Regionalgeschichte.net hat Lutz Luckhaupt inne. Kontakt: Tel. 06131/393 83 00, E-Mail