Professor aus Bielefeld referiert über Herzogtum

Rhein-Lahn-Zeitung, 31. März 2018:

Geschichte Vortragsreihe könnte entstehen

Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz

Nassau. Das kleine Herzogtum namens Nassau war nie der Nabel der Welt. Und doch geht von seiner gerade einmal 60-jährigen Geschichte offenbar so viel Faszination aus, dass ein Hochschulprofessor aus Bielefeld dem kleinen Staat fortan eine Vortragsreihe auf der Burg widmen will. Nicht Fachleute, sondern ein breites Publikum will er damit ansprechen. Premiere ist am Samstag, 5. Mai, um 17 Uhr. Wenn das Angebot auf entsprechende Resonanz stößt, soll es alljährlich mit wechselnden Themen wiederholt werden.

Prof. Dr. Michael Kotulla ist Rechtswissenschaftler und arbeitet mit seinem Team an einem Mammutwerk. Das deutsche Verfassungsrecht zwischen 1806 und 1918 ist sein Thema, das am Ende Zehntausende Buchseiten in zig Bänden füllen wird. Ein Teil davon wird dem Herzogtum Nassau gewidmet sein. Je tiefer er während seiner mehr als zweijährigen Recherche in das Thema eintauchte, desto größer wurde seine Faszination für das kleine Herzogtum, das er zuvor nur dem Namen nach kannte. Seine Erkenntnisse will Kotulla nun jenseits der geplanten Buchveröffentlichung in Form von Vorträgen anschaulich vermitteln. „Ich will vermeiden, dass jemand, der kein Experte ist, sich dabei fehl am Platz fühlt“, sagt der Professor. „Ich möchte auch Leute erreichen, die sich im Alltag eigentlich mit anderen Dingen beschäftigen.“

Sie freuen sich gemeinsam über die geplante Vortragsveranstaltung auf der Burg (von links): Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der G. und I. Leifheit-Stiftung, Stadtbürgermeister Armin Wenzel, Landrat Frank Puchtler, Prof. Dr. Michael Kotulla von der Uni Bielefeld und Dr. Meinhard Olbrich, Vorsitzender des Nassauer Geschichtsvereins. Foto: Markus Hunkenschröder/Uni Bielefeldt

Genauso offen ist Kotulla bei der künftigen Beteiligung externer Referenten. Deshalb nahm er bei einem Vorgespräch im Nassauer Rathaus wohlwollend zur Kenntnis, dass Dr. Meinhard Olbrich und Herbert Baum als Vertreter des Geschichtsvereins Nassau zusicherten, auf Ressourcen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung zurückgreifen zu können. „Das habe ich mir ein Stück weit erhofft“, sagte Kotulla. So könne man für die geplante Reihe für kommende Jahre weitere fachkundige Referenten gewinnen.

Olbrich und Baum hatten spontan einige Themenvorschläge parat: Nassauische Residenzen, die Rolle des Herzogtums in der Reformation und die Bauernbefreiung. „Da werden sie keine Probleme haben, Referenten zu bekommen“, sagte Olbrich. Der Bielefelder Professor selbst will sich zudem den dynastischen Verflechtungen des Hauses Nassau und ihrem Einfluss in aller Welt widmen. Zudem hob er die Bedeutung von Lokalhistorikern hervor, die mit großer Leidenschaft bei der Sache seien. „Ich habe diese sehr schätzen gelernt. Ihre Hinweise sind fast immer Gold wert“, sagte Kotulla. Sie verfügten oft über Erkenntnisse, die man in den einschlägigen Veröffentlichungen nicht finde.

Da die Veranstaltung keine Fachtagung sein soll, legt Professor Kotulla besonderen Wert auf eine ungezwungene Atmosphäre. Auch deshalb fiel die Wahl auf den Rittersaal der Nassauer Burg. Zudem ist dort die Bewirtung durch die Pächterin Diana Neuenfeldt sichergestellt, denn im Anschluss soll bei Speis und Trank Gelegenheit sein, miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch im Rahmen des Vortrags wünscht Kotulla sich eine aktive Beteiligung der Gäste. „Ich ermutige ausdrücklich dazu, Fragen zu stellen oder zu diskutieren“, sagt er. Ein kostenloser Shuttle-Service soll garantieren, dass sich niemand von der geringen Zahl der Parkplätze oder dem beschwerlichen Aufstieg zur Burg von einem Besuch abhalten lässt. Damit die Veranstaltung finanziell gesichert ist, leistet vor allem die G. und I. Leifheit-Stiftung, die auch Kotullas Forschungsprojekt zur nassauischen Verfassungsgeschichte fördert, einen Beitrag. Als Schirmherr überbrachte zudem Landrat Frank Puchtler einen Bewilligungsbescheid der Naspa-Stiftung über 500 Euro.

Aus Sicht des Bielefelder Professors ist der Vortrag am 5. Mai ein Pilotprojekt. „Ich bin dankbar, dass wir Gelegenheit haben, so etwas auszuprobieren“, sagt er angesichts der Tatsache, dass niemand abschätzen kann, auf wie viel Resonanz das Vorhaben stoßen wird. Kreis, Stadt, die Touristik im Nassauer Land, Geschichtsverein und Leifheit-Stiftung wirken in jedem Fall darauf hin, dass es ein Erfolg wird. „Ich würde mich freuen, wenn es nicht eine einmalige Sache bliebe, sondern sich verstetigen würde“, sagt Kotulla.

Stadtbürgermeister Armin Wenzel, selbst Historiker und pensionierter Geschichtslehrer, zeigte sich erfreut, dass die Burg als Symbol der Stadt durch die geplante Veranstaltungsreihe noch größere Bedeutung erlange. „Die Burg bedeutet sehr viel für Nassau“, sagte er und bat darum, die Folgeveranstaltungen immer auf den Termin Anfang Mai zu legen. Dort kollidiere man nicht mit Ferien und es könne sich eine Marke etablieren. Auch der Landrat begrüßte Kotullas Initiative, die den Kreis bei seinen Bemühungen unterstütze, die Region zu beleben. Für Nassau und den Rhein-Lahn-Kreis sei es eine tolle Anerkennung, dass Wissenschaftler der Universität Bielefeld eine solche Vortragsveranstaltung auf der Burg auf die Beine stellen.

Der Eintritt zum Vortrag über die Verfassungsgeschichte des Herzogtums Nassau am Samstag, 5. Mai, 17 Uhr, ist frei. Anmeldung per E-Mail an . Am Veranstaltungstag verkehrt von 16.15 Uhr an ein Shuttlebus ab dem Schwimmbadparkplatz zur Burg.

Im Lese-Café lässt es sich gut schmökern

Rhein-Lahn-Zeitung, 03. März 2018:

Probesitzen im neuen Lese-Café (von links): Jugendpflegerin Juliane König, das Bibliotheksteam mit Marion Nacke, Petra Mörs und Martina Bergmann (Leiterin) sowie Ingo Nehrbaß von der G. und I. Leifheit-Stiftung und Stadtbürgermeister Armin Wenzel. Foto: Carlo Rosenkranz

Nassau. Ein Lese-Café bereichert die Nassauer Stadtbibliothek seit einigen Tagen. Am Freitag nun wurde sie offiziell in Betrieb genommen. Nicht nur geladene Gäste ließen sich gern in den bequemen Sesseln nieder.

Rund 80 Besucher täglich zählt die Bibliothek im Günter-Leifheit-Kulturhaus. Oft bleiben die Gäste länger, als zum Stöbern und Ausleihen nötig ist. „Die Stadtbibliothek hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum sozialen Treffpunkt und Aufenthaltsort entwickelt“, sagt Leiterin Martina Bergmann. Sie und ihre Kolleginnen Marion Nacke und Petra Mörs tragen durch ihre offene und freundliche Art maßgeblich dazu bei, dass sich junge wie ältere Menschen dort wohlfühlen. Ein umfangreiches Medienangebot von Büchern über CDs, DVDs, E-Books und vielem mehr sowie kostenloses WLAN locken Menschen aus weiten Teilen des Rhein-Lahn-Kreises in die Einrichtung. Allein eine gemütliche Sitzecke und eine einfach zu bedienende Kaffeemaschine fehlten noch. Doch dieses Manko ist nun Vergangenheit.

Keine Lösung von der Stange, sondern individuell auf die Nassauer Stadtbibliothek abgestimmte Elemente wurden vom Büchereiteam ausgewählt. Die großen Regale wurden mit Rückwänden ausgestattet und so gestellt, dass an der großen Fensterfront ein kleines Separee mit viel Tageslicht entsteht. Ein Sofa, mehrere Sessel und Tischchen sorgen für eine wohnliche Atmosphäre. Lesestoff – auch aktuelle Zeitschriften – ist nur eine Armeslänge weit entfernt. Neu ist auch eine Maschine, die neben Kaffee und Tee auch Kakao bietet. Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist die Bedienung kinderleicht. „An die alte Maschine hat sich kaum jemand rangetraut, weil man mehrere Knöpfe drücken musste“, sagt Bergmann.

Finanziert wurde das Projekt mit Geld aus drei unterschiedlichen Quellen. Die Stadt trug aus dem Erneuerungsetat für die Bücherei mit 1000 Euro ihren Teil bei, 3000 Euro stellte die G.-und-I.-Leifheit-Stiftung bereit. Das Land steuerte noch mal so viel zu und verdoppelte somit den Betrag.

Stadtbürgermeister Armin Wenzel bezeichnete das neue Lese-Café als „wesentliche Bereicherung dieser städtischen Einrichtung“. Er sei überzeugt, dass viele Menschen die Gelegenheit zu verweilen nutzen werden. Leiterin Martina Bergmann bestätigte, dass die Resonanz schon jetzt ausgesprochen positiv sei. „Man kann einfach herkommen und Zeit verbringen, ohne Geld ausgeben oder etwas konsumieren zu müssen“, erläuterte Bergmann die Attraktivität des Lese-Cafés. „Man kann hier andere Menschen treffen und ist zu nichts verpflichtet.“ Das Landesbibliothekszentrum, so war zu hören, habe bereits Interesse gezeigt, das Nassauer Projekt als beispielhaft auch anderen Einrichtungen bekannt zu machen.

Unabhängig vom kleinen Umtrunk anlässlich der Einweihung des Lese-Cafés zeigte die Zahl der Büchereibesucher, wie gut die seit 2004 in dieser Form bestehende Stadtbibliothek von der Bevölkerung angenommen wird. Auch Jugendpflegerin Juliane König war mit einer Gruppe Mädchen vom benachbarten Jugendtreff gekommen. Carlo Rosenkranz