Finanzierung bis zum ersten Abitur ist gesichert

Rhein-Lahn-Zeitung, 27. November 2017:

Leifheit-Campus Stiftung stellt Mittel bis 2023 als Darlehen und Zuschuss zur Verfügung

Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz

Nassau. Im Jahr 2023 soll der erste Jahrgang des Nassauer Leifheit-Campus sein Abitur ablegen. Damit das Gymnasium in privater Trägerschaft das Schulzentrum und die dazugehörige Sporthalle kaufen und die Räumlichkeiten des Schulgebäudes nach und nach renovieren und zeitgemäß für den Schulbetrieb ausstatten kann, ist viel Geld notwendig. Die G. und I. Leifheit-Stiftung hat nun die Finanzierung bis zum ersten Abitur am Leifheit-Campus zugesichert – teils als Zuschuss, teils als Darlehen. Dabei geht es um eine knapp zweistellige Millionensumme. „Es ist außergewöhnlich, was wir hier investieren“, sagt Dr. Josef Peter Mertes, stellvertretender Vorsitzender der G. und I. Leifheit-Stiftung.

„Das Konzept steht, die entsprechenden Vorstandsbeschlüsse sind gefasst. Jetzt geht es nur noch um die konkrete Vertragsausgestaltung“, sagt Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der Stiftung. In einem halben Dutzend gemeinsamer Sitzungen hat man laut Vorstandsmitglied Dr. Mertes ein langfristig tragbares Modell entwickelt. Erste Mittel wurden im November bereits an die Genossenschaft überwiesen, die Träger des privaten Gymnasiums ist. Denn schon 2018 stehen zwei Projekte an, die Meilensteine in der Entwicklung der 2015 gegründeten Schule sind: der Bau einer neuen Küche und Mensa und die Übernahme des gesamten Gebäudekomplexes vom Rhein-Lahn-Kreis. „Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt eine entsprechende Zusage getroffen haben“, sagt Nehrbaß. „Das schafft Planungssicherheit für den Schulträger.“

Im Flur des Leifheit-Campus ist durch eine Aufschrift erkennbar, dass die G. und I. Leifheit-Stiftung das private Gymnasium maßgeblich unterstützt. Unser Bild zeigt (von links) Geschäftsführer Ingo Nehrbaß, den stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Josef Peter Mertes, Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka und Schulleiter Martin Ufer. Foto: Carlo Rosenkranz

Immobilienkauf, Neubau und Sanierung der bestehenden Räumlichkeiten sind in den kommenden Jahren für den Leifheit-Campus zu stemmen. Mit der für nächstes Jahr zu erwartenden staatlichen Anerkennung des privaten Gymnasiums springt auch das Land finanziell ein. Bis zu 50 Prozent des Kaufpreises sowie für Neubau und Investitionen übernimmt Mainz. Die Mittel fließen aber nicht sofort, sondern nach und nach. Die Zwischenfinanzierung trägt ebenfalls die G. und I. Leifheit-Stiftung. Dafür steht etwa ein Drittel der Gesamtsumme zur Verfügung. Ein weiteres Drittel ist laut Geschäftsführer Nehrbaß ein klassischer Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Noch einmal so viel gibt die G. und I. Leifheit-Stiftung schließlich als Darlehen mit einer angedachten Mindestlaufzeit von zehn Jahren. „Damit finanzieren wir uns mit großer Wahrscheinlichkeit bis zum ersten Abitur am Leifheit-Campus im Jahr 2023, ohne zwingend auf andere Geldgeber angewiesen zu sein“, sagt Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka. Die Förderung des privaten Gymnasiums in Nassau ist laut Nehrbaß das mit Abstand größte Einzelprojekt der Stiftung. „Es ist eine Herkulesaufgabe“, sagt der Geschäftsführer. Das sei die Sache aber Wert. „Für Nassau ist es ein richtiger Schatz für die Zukunftsentwicklung, ein Gymnasium zu haben“, so Nehrbaß. Schulleiter Martin Ufer dankt der G. und I. Leifheit-Stiftung, dass sie „eine einzigartige Lernumgebung möglich macht, die allen gymnasial geeigneten Kindern offensteht“. Es sei nicht selbstverständlich, dass Kinder ungeachtet ihrer sozialen Herkunft und der finanziellen Möglichkeiten der Eltern eine Privatschule besuchen können.

Am Leifheit-Campus stehen spannende Veränderungen an. Zum kommenden Schuljahr im August 2018, spätestens aber nach den Herbstferien soll die neue Küche mit Mensa in Betrieb gehen, die dann für die Mittagsverpflegung von vier je zweizügigen Klassenstufen sorgt. Von der Küche soll dann auch die benachbarte Kita versorgt werden, die die Verbandsgemeinde neu baut.

Mit der staatlichen Anerkennung im kommenden Jahr übernimmt das Land die Bezahlung der Lehrer auf dem Niveau vergleichbarer staatlicher Schulen. Dann könnten am Leifheit-Campus auch Planstellen zur Verfügung gestellt werden, sodass sogar eine Verbeamtung von Lehrern in Nassau möglich wäre.

Während die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz der Landesregierung vorwerfe, dass sie an den staatlichen Gymnasien keine Vollversorgung vorsehe, gebe es am Leifheit-Campus garantiert keinen Unterrichtsausfall. „Das ist auch dem großen Einsatz des Kollegiums zu verdanken“, zollen Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka und Schulleiter Martin Ufer den Lehrern Anerkennung.

Angesichts der bald Campus-eigenen Sporthalle sowie der benachbarten Außensportanlage und dem Freibad der Verbandsgemeinde will der Leifheit-Campus ab der Klassenstufe 10 (ab 2020) einen Sport-Leistungskurs anbieten. Für die Umsetzung des digitalen Bildungskonzeptes muss eine Glasfaseranbindung geschaffen und ein Server installiert werden. Im kommenden Schuljahr sollen die Schüler der achten Klassen mit Laptops arbeiten, die in der Schule und zu Hause nutzbar sind. Damit lernen sie, mit zehn Fingern zu tippen, die gängigen Office-Programme zu beherrschen, Internetrecherche zu betreiben und über die interne Kommunikationsplattform „itslearning“ miteinander zu kommunizieren.

Wichtig für alle Kinder, die für die Anfahrt zum Leifheit-Campus auf Bus oder Bahn angewiesen sind: Mit der staatlichen Anerkennung im kommenden Jahr kommt der Rhein-Lahn-Kreis für die Fahrtkosten auf. Falls Eltern mangels adäquater Verbindungen ihre Kinder mit dem Auto fahren müssen, können Kosten erstattet werden. Somit werden die Eltern finanziell entlastet, denn bisher müssen sie die Fahrtkosten für die Kinder selbst tragen.