Gedenken an Günter Leifheit

Rhein-Lahn-Zeitung, 08. Juli 2019:

Zehnter Todestag des Nassauer Ehrenbürgers ermahnt, erinnert, bildet, beschenkt und hilft

Von unserem Mitarbeiter Bernd-Christoph Matern

Nassau. Der zehnte Todestag des Nassauer Unternehmers und Ehrenbürgers Günter Leifheit hat in diesem Jahr in einem ganz besonderen Rahmen stattgefunden. Vor dem Gedenken am Grab auf dem Friedhof waren die Gäste zu einem Orgelkonzert in die evangelische Johanniskirche eingeladen. Der junge Kantor am „Westerwälder Dom“ in Wirges, Johannes Schröder, spielte dort die noch neue Rowan-West-Orgel, an deren Bau sich auch die Leifheit-Stiftung beteiligt hatte.

Stiftungs-Geschäftsführer Ingo Nehrbaß und Nassaus Gemeindepfarrer Stefan Fischbach begrüßten die Gäste des Gedenktages im Gotteshaus und freuten sich über das Gastspiel des Musikers. Der entlockte dem im norddeutschen barocken Stil erbauten Königin-Instrument mit Werken von Johann Sebastian Bach, Dietrich Buxtehude und Johann Caspar von Kerll wunderschöne Klänge, die ein Stück Himmel erlebbar werden ließen. Ein Gastspiel, das obendrein half, denn die Spenden kommen dem Aufbau eines stationären Hospizes im Kreis zugute.

Am Grab von Günter Leifheit endete mit Musik von Mitgliedern der Lahn-Sin(n)fonie das Gedenken für den vor zehn Jahren verstorbenen Ehrenbürger Nassaus. Foto: Matern

Eindrucksvoll waren an diesem Gedenken für Günter Leifheit nicht nur die Musik, sondern auch Worte von dessen langjährigem Freund Dr. Gerhard Lempenau aus Stuttgart, der die Gäste zunächst das alte Volkslied „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“ anstimmen ließ. Dann rüttelte er im Geiste Leifheits mit einem imaginären Brief auf, der ihm „aus dem Himmel auf den Tisch flatterte“, in dem der Ehrenbürger der heutigen Gesellschaft die Leviten liest. „Was habt Ihr denn bloß mit der schönen Erde gemacht? Seht Ihr denn nicht, dass Ihr den Ast absägt, auf dem Ihr sitzt?“, schimpfte er über eine rücksichtlose „Nach uns die Sintflut“-Mentalität, während er bei Leifheit-Produkten darauf geachtet habe, dass sie umweltgerecht sind. Autobauer kungelten heute mit Politikern zulasten des Klimas. Es sei beschämend, sich von einer 16-jährigen Greta sagen lassen zu müssen, dass für ihre Generation die Uhr bereits auf 5 nach 12 stehe.

Die Finanzwelt bekam in dieser im Leifheit’schen Sinne vorgetragenen Rede ebenfalls ihr Fett weg. Denn während der Unternehmer sein Vermögen damals noch ertragreich angelegt hatte, damit es nach seinem Tod segensreich eingesetzt werden konnte, habe die Europäische Zentralbank Zinsen abgeschafft, finanziere verdeckt bankrotte Staaten und überschwemme die Märkte mit Geld, während die echten Schulden verschwiegen würden. „Eine endlose Mauer hätte ich nie gebaut, weil damit in keiner Weise den Menschen gedient wird“, liest Lempenau aus seinem „Brief vom Himmel“, um sich über Trump zu echauffieren und an Leifheits Wahlspruch zu erinnern: „Es muss den Menschen dienen!“.

Auch den Herzens-Menschen Leifheit ließ Lempenau zum Todestag aufleben, erinnerte an die Tränen eines Kindes von einer in den USA um Asyl bittenden Mutter und an die versteckte und wachsende Altersarmut in Deutschland, an Menschen, die Hilfe benötigen und denen die Stiftung vielfältig hilft, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Dann kommt der Blick nach vorn: Bildung brauche es, damit die Gesellschaft besser wird. Der Leifheit-Campus sei dazu ein wichtiger und richtiger Schritt. Jeder Mensch habe Stärken und Schwächen. „Von den Stärken lebt er, die Schwächen wird er nicht los.“ Damit er von seinen Stärken leben könne, müssten seine Kompetenzen entwickelt werden. Starke Worte. Und wer Leifheit persönlich kannte, spürte: Ja, das sind tatsächlich Gedanken, die der Unternehmer heutigen Menschen sagen könnte.

Dass der Stiftungsvorstand mit seiner Vorsitzenden Ilse Leifheit Gedanken und Werk des Stiftungsgründers nachhaltig fortsetzt, betonte im Anschluss ans Orgelkonzert Dr. Josef Peter Mertes am Grab Leifheits und nannte konkrete Beispiele wie die Sicherung des Leifheit-Campus, eine Leifheit-Stiftungsprofessur für Geriatrie, die „auf gutem Wege“ sei, die Errichtung eines Hospizes sowie die vielen kulturellen, sozialen, sportlichen und bildenden Maßnahmen, die die Stiftung fördert.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, Uwe Bruchhäuser, bedauerte, den Unternehmer nicht persönlich gekannt zu haben, sondern nur dessen Produkte. In Zeiten, in denen von Managern berichtet werde, „die sich die Taschen vollstopfen“ und mit satten Abfindungen verkriechen oder vor Gericht landen, tue es gut, „an Persönlichkeiten wie Günter Leifheit zu erinnern“.